16.17. Jahrhundert

Um 1470 gab Hans Löneis seinen Sitz in Zessau auf, und überließ seine Felder und Wiesen gegen die Reichung des Zehnts, also des zehnten Teiles der jeweiligen Ernte sowie gegen zusätzliche Frondienste den dortigen Bauern und erbaute in "Neuen Zeissau" das in seiner Substanz noch heute bestehende Schloß Weihersberg.

Zur hier neu errichteten Eigenwirtschaft gehörten 15 große und kleine Weiher, aus denen durchschnittlich 1.500 Karpfen, 1.800 Setzlinge, 120 Hechte und 60 Nerflinge gefischt werden konnten, das Fischrecht in weiteren 4 Weihern sowie am Kohlbach, dazu gehörten auch der Feldbau, der im Durchschnitt jährlich 360 Zentner Getreide erbrachte (eine für die damalige Zeit ungewöhnlich große Menge), ferner ein Schafhof, auf dem 800, teilweise auch über 1.000 Schafe gehalten wurden, 81 Tagwerk Wiesen und 400 Morgen Wald.

Adelige Sitze waren Zentren der Herrschaft, der Macht und der Selbstdarstellung. Warum Hans Löneis die Umsiedlung von Zessau nach Weihersberg betrieb, geht aus den Quellen nicht hervor. Man kann jedoch vermuten, daß die Ursache dafür in seinen persönlichen Ambitionen lag. Das Schloß auf dem Berg mit den kunstvoll angelegten Gärten, mit angrenzenden Feldern und Wäldern, mit großem Jagdrevier und fischreichem Wasser gehörte in dieser Zeit zum Sozialprestige der wirtschaftlich und politisch herausgehobenen Schicht.

Hans Löneis, Nichtadeliger auf adeligem Gut, aber aus stolzem Sulzbacher Patriziergeschlecht stammend, wollte zeigen, daß er dem Adel ebenbürtig sei, wollte gesehen und beachtet werden. Die Löneis kamen aus dem reichen Montangebiet um Sulzbach und Amberg, wo sie Hämmer innehatten und intensiven Handel mit Roheisen und Halbfertigprodukten betrieben.

Diese industriellen und kommerziellen Aktivitäten bildeten somit die Grundlage ihrer wirtschaftlichen Macht, nicht die Einnahmen aus den Landsassengütern auf dem Lande. Dazu kam eine kluge Heiratspolitik. Die Löneis holten sich ihre Ehefrauen in der Regel aus dem gleichen Milieu, aus dem sie selber kamen, nämlich aus dem reichen Industriepatriziat Sulzbachs und der umliegenden Städte.

Die Vermutung, daß diese eine bedeutende Mitglift einbrachten, ist sicher nicht abwegig. Als Hieronimus Löneis sich nicht an diesen Brauch halten wollte, sondern mit seiner mittellosen Köchin Anna, nachdem er mit ihr bereits ein Söhnlein und vier Meidlein gezeugt hatte, wie es in der Quelle heißt, an den Traualtar nach Pressath ging und zu allem Unglück eine Zeit her Unvermögens halber seinen weiteren Aktivitäten in Handel und Industrie nicht nachkommen konnte, bedeutete dies den wirtschaftlichen Ruin für seine Familie. Er war am Ende seines Lebens so verschuldet, daß nach seinem Tod das Schloß in Eile und weit unter Wert verkauft werden mußte.